Nieren - Blase - Harnwege

Erkrankungen von Nieren, Blase und Harnwegen

Harnwegsinfekt

Die Ursachen eines Harnwegsinfektes sind vielfältig. Eine Entleerungsstörung der Blase mit Restharnbildung kann das Wachsen von Bakterien begünstigen und zu einer Blasenentzündung führen. Eine Blasenentleerungsstörung wird häufig durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata oder eine Verengung der Harnröhre verursacht. Bei jungen Frauen werden Blasenentzündungen häufig insbesondere im Zusammenhang mit häufigem Geschlechtsverkehr (Honeymoon-Cystitis) beobachtet. Weitere Gründe können ein geschwächtes Immunsystem oder eine übertriebene Intimhygiene sein.

Die Diagnostik erfolgt zunächst durch eine spezielle Urinuntersuchung. Dabei wird der Urin im hauseigenen mikrobiologischen Labor auf die Erreger der Entzündung untersucht. Somit kann eine individuelle Therapie erfolgen, um einen schnellstmöglichen Heilungserfolg zu erzielen.

Die Therapie wird mit einem Antibiotikum durchgeführt. Eine Kontrolle erfolgt zirka 10 Tage nach Einnahme der letzten Tablette.

Harnsteine

Harnsteine sind Ablagerungen, die sich aus Bestandteilen des Urins bilden. Am häufigsten sind Ablagerungen aus Kalziumoxalaten. Harnsteine können im gesamten Harntrakt vorkommen und finden sich in Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre. In Deutschland litten im Jahr 2000 etwa 1,2 Millionen Menschen an einer Harnsteinerkrankung. Das Erkrankungsrisiko von Männern ist dabei doppelt so hoch wie bei Frauen.

Gründe für die Bildung von Harnsteinen:

  • Stoffwechselstörungen, z. B. Gicht
  • Abflussbehinderungen in den ableitenden Harnwegen
  • Entzündungen der ableitenden Harnwege
  • Trinkverhalten (zu geringe Trinkmenge)
  • Schwitzen in heißem Klima (Flüssigkeitsausgleich)
  • Falsche Ernährung
  • Bewegungsmangel

Wie äußert sich das Harnsteinleiden?

  • Koliken: Plötzlich einsetzende, heftigste, wellenförmige Schmerzen in der Flankengegend.
  • Ausstrahlung der Schmerzen in den Unterbauch, Leiste, Hoden bis in die Geschlechtsorgane
  • Bauch- und Rückenschmerzen: Diese können leicht und kaum bemerkbar sein
  • Druckgefühl in der Flanke
  • Blässe, Kaltschweißigkeit, Blutdruckabfall
  • Harnstauung: Es kann kein Wasser gelassen werden
  • Blähungen (Luftansammlung im Darm) bis hin zur Darmlähmung
  • Starker und häufiger Harndrang, oft verbunden mit Brennen beim Wasserlassen
  • Entzündungszeichen: Fieber, Schweißausbrüche, Herzrasen
  • Blut im Urin

Wichtig: Eine akute Kolik erfordert eine sofortige ärztliche Behandlung!

Untersuchungsmethoden

Eine wichtige Untersuchungsmethode stellt die schmerzfreie und ungefährliche Ultraschalluntersuchung (Sonographie) dar. Eine weitere Untersuchungsmethode ist das retrograde Ureteropyelogramm (UPG): Durch die Harnröhre wird ein Kontrastmittel eingebracht. Anschließend können der Harnleiter und das Nierenhohlsystem gut dargestellt werden. Bis zu 80 % der Harnsteine verlassen den Körper auf natürliche Weise über die ableitenden Harnwege. Die Austreibung kann durch krampf- und schmerzlösende Medikamente sowie reichlicher Flüssigkeitsaufnahme beschleunigt werden. Kommt es nicht zu einem Spontanabgang, wird der Urologe eine weiterführende Behandlung einleiten.

Behandlungsmöglichkeiten

  • Ausschwemmen der Harnsteine durch Zufuhr von viel Flüssigkeit in Verbindung mit krampflösenden und schmerzstillenden Medikamenten sowie Wärmeanwendung.
  • Litholyse: Auflösen der Harnsteine durch Medikamente.
  • ESWL (Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie): Die Zertrümmerung mittels Stoßwellen.
  • PCNL (Perkutane Nephrolitholapaxie): Von der Körperaußenseite wird ein optisches Instrument eingeführt. Der Urologe kann anschließend die Harnsteine in der Niere zertrümmern und entfernen.
  • Ureterorenoskopie (URS): Das Endoskop wird durch die Harnröhre in das Nierenbecken eingeführt. Bei diesem Eingriff können große Steine aus Harnleitern und dem Nierenbecken entfernt werden.
  • Schlingenextraktion und offene Operation sind zu Gunsten der oben genannten Behandlungsmöglichkeiten in den Hintergrund gerückt.

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Harnblasenentzündung (Zystitis)

Die Harnblasenentzündung ist eine Entzündung der Harnblasenschleimhaut. Häufigste Ursache sind Krankheitserreger aus dem Darm. Auch Behinderungen des Harnabflusses, wie Tumoren oder Blasensteine, können eine Harnblasenentzündung auslösen.

Bei der Zystitis kommt es zu häufigem starken Harndrang und zu brennenden Missempfindungen beim Wasserlassen (Dysurie). Eine sofort wirksame Behandlung besteht in reichlicher Flüssigkeitszufuhr, um durch eine gute Durchspülung der ableitenden Harnwege die Vermehrung der Erreger zu verhindern. Bringt die anfängliche Zufuhr von reichlich Flüssigkeit keine Besserung, dann muss in der Regel eine Behandlung mit einem Medikament einsetzen. Vorsicht ist bei Auftreten von Fieber, Flanken- und Rückenschmerzen geboten; dies kann auf eine Ausbreitung der Entzündung mit Beteiligung der Nieren hinweisen.

Ursachen

Die Harnblasenentzündung entsteht zumeist durch das Eindringen von Krankheitserregern in die Harnblase. Der häufigste Erreger – ein Bakterium – heißt Escherichia coli und gehört zur normalen Besiedelung des Darmes. Bei Frauen stellt die häufigste Ursache für eine Harnblasenentzündung die Verschleppung von Erregern beim Geschlechtsverkehr dar. Die Bakterien gelangen vom Darm zur Harnröhren-Mündung und von dort aus in die Harnblase, wo sie bei starker Vermehrung die Harnblasenentzündung auslösen können.

Ein rasches Vermehren der Erreger im Urin wird immer dann begünstigt, wenn der Gang zum stillen Örtchen unterdrückt oder hinausgeschoben wird. Bei Vorliegen von Abflussstörungen wie zum Beispiel einer Gebärmuttersenkung bei Frauen, bei einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse bei Männern oder bei Harnblasentumoren und Harnblasensteinen ist die Entleerung der Harnblase oftmals behindert. Auch hier können sich im dem in der Harnblase verbleibenden Restharn die Erreger schnell vermehren und zu einer Harnblasenentzündung führen.

Behandlung

Die betroffene Person muss in erster Linie zwei bis drei Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nehmen. Bei Vorliegen einer Herzerkrankung sollte eine gesteigerte Flüssigkeitsaufnahme jedoch erst mit dem Urologen abgesprochen werden. Die gute Durchspülung der Harnblase sorgt für eine Verminderung der Keimzahl. Auf scharfe Gewürze, Alkohol und koffeinhaltige Getränke sollte verzichtet werden, da sie sich störend auf die Blasenfunktion auswirken können. Unter reichlicher Flüssigkeitszufuhr kommt es in vielen Fällen schon zu einer spürbaren Verbesserung der brennenden Missempfindungen bis hin zum völligen Abklingen der Beschwerden. Bei einer plötzlich auftretenden und im Labor nachgewiesenen bakteriellen Entzündung der Harnblase wird in der Regel mit einem Medikament - z. B. einem Antibiotikum - behandelt.

Die einfache Harnblasenentzündung, die hauptsächlich bei Frauen auftritt, ist normalerweise ungefährlich und stellt keine Gefahr für die Schädigung der Nieren dar.

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Blasenkrebserkrankungen

Mit einer Inzidenz von jährlich zirka 25.000 Patienten gehört das Harnblasenkarzinom in Deutschland zu den häufigsten Krebsarten. In mehr als drei Viertel aller Fälle wird bei Erstdiagnose ein nicht-muskelinvasives Tumorstadium nachgewiesen: Tumore, die in den meisten Fällen organerhaltend behandelt werden können. Dennoch entwickeln bis zu 50% der Patienten Rezidive und in 10-20% der Fälle schreitet die Erkrankung innerhalb der ersten beiden Jahre nach Diagnose weiter fort.

Durch den Einsatz von Blaulicht-Fluoreszenz-Zystoskopie können Harnblasentumoren besser erkannt werden als in der Weißlicht-Zystoskopie. Dadurch verbessern sich die Chancen der Patienten auf eine vollständige Gesundung erheblich.

Nierentumor

Das Nierenzellkarzinom ist der dritthäufigste urologische Tumor. Männer erkranken doppelt so häufig wie Frauen. Meistens wird der Tumor im Alter zwischen 40 und 60 Jahren entdeckt. Die meisten Nierentumoren werden heute zufällig bei Ultraschalluntersuchungen oder im Rahmen einer Computertomographie entdeckt, die oft aus ganz anderen Gründen durchgeführt werden.

Welche Untersuchungen sind notwendig?

Besteht der Verdacht, daß ein Tumor an der Niere vorliegt, werden neben der körperlichen Untersuchung Urin- und Blutuntersuchungen notwendig. Durch Ultraschall und durch eine Computertomographie läßt sich schon mit sehr hoher Sicherheit ein Tumor bestätigen oder ausschließen. Gleichzeitig kann durch diese Untersuchungen und mittels einer Röntgenaufnahme der Lunge festgestellt werden, ob es zu einer Streuung in andere Organe gekommen ist und ob die zweite Niere eine normale Funktion besitzt.

Behandlungsmethoden

Wurde ein Nierenzellkarzinom festgestellt, ist eine operative Behandlung notwendig. Dieses Vorgehen ist notwendig, um keinen bösartigen Tumor zu übersehen, der ansonsten zu diesem Zeitpunkt sehr gut zu behandeln gewesen wäre.

Wenn ein bösartiger Tumor des Nierengewebes festgestellt worden ist und eine zweite gesunde Niere vorhanden ist, besteht die Standardtherapie in der Entfernung der tumortragenden Niere. Da eine gesunde zweite Niere vorhanden ist, sind hinsichtlich der Nierenfunktion keine Einschränkungen zu erwarten, da die verbliebene Niere die komplette Nierenfunktion übernimmt.

Die Operation eines Nierentumors ist als mittelschwere Operation einzuschätzen, so daß in der Regel mehrere Tage stationärer Aufenthalt notwendig sind. Nach der Entlassung erfolgt in kurzem Abstand eine Nachschau zur Überprüfung des Heilungsverlaufes. Generell folgt dann eine sogenannte Tumornachsorge, die nach einem festen Programm durch Ihren behandelnden Arzt durchgeführt wird.

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